Im Juli 2022 war es wieder einmal soweit. Ich durfte eine Hochzeit mit der Kamera begleiten. Dieser Tag ist nicht nur für Braut und Bräutigam speziell; auch mich als Fotografen lässt er nicht kalt. Der eigentliche Auftrag beginnt schon am Vorabend – die «Basics» müssen stimmen: Ich stelle sicher, dass ich genügend Akkus einpacke, die randvoll gefüllt sind. Ich nehme zwei Kameras mit. Diese lassen mich flexibler arbeiten, da ich lückenlos auf zwei Objektive und somit ein grösseres Brennweiten-Spektrum Zugriff habe. Den ganzen Tag über ist kein Objektivwechsel von Nöten. Dies spart Zeit und ich laufe nicht Risiko, wichtige Momente zu verpassen.
Ich stehe mit mehreren geschulterten Kameras auch nicht wie der Esel am Berg, sollte ein Apparat den Geist aufgeben. Ich stelle es mir in Gedanken äusserst unangenehm vor, beim Brautpaar während der Hochzeit anzutraben und Beichte abzulegen: «Meine Kamera ist kaputt, ich kann keine Fotos mehr schiessen …». In den Kamera-Koffer packe ich auch genügend Speicherkarten und ein externes Blitzgerät.
Vorbereitung ist die halbe Miete. Die Technik ist bereit. Ich kann mich am Hochzeitstag somit vollkommen aufs Fotografieren konzentrieren und muss mich nicht um Details kümmern. Auch ich muss meine Akkus im Voraus laden und gehe zeitig ins Bett. Der ganze Tag benötigt meine volle Aufmerksamkeit und Konzentration – und ich möchte nicht am frühen Hochzeits-Abend schon die Segel streichen.
Der Tag beginnt. Jede Hochzeit ist einzigartig. Meistens wird vorgängig ein kurzes Shooting gewünscht, wo nur das Brautpaar anwesend ist. Hier gebe ich meistens ein paar Anweisungen; das Ganze soll aber jederzeit authentisch und spontan wirken. Die gegenseitige Sympathie zwischen Brautpaar und Fotografen ist allgemein essenziell, damit gutes Bildmaterial entstehen kann. Während der eigentlichen Trauung bin ich eher im Hintergrund und versuche, nicht im Weg zu stehen und die Sicht zu nehmen – der Moment gehört dem Paar und den Gästen. Hier hilft es, sich kurz mit den Trauzeugen und dem Pfarrer vorher abzusprechen und beispielsweise Antworten auf diese Fragen zu finden: wo darf ich stehen? Wo findet der Ringtausch statt? Aus welcher Richtung tritt das Hochzeitspaar ein? …
Mir ist es wichtig, den roten Faden eines Hochzeitstages einzufangen. Neben den eigentlichen «Must Have»-Bildern lauern an jeder Ecke kleine Geschichten, lustige Momente und spontane Aktionen. Diese sollen allesamt festgehalten werden, damit das Brautpaar sich auch Jahre später noch an diesen Tag mit den Liebsten erinnern kann. Ich mag es, ungestellte und spontane Fotos zu schiessen, wo die Freude «echt» und zu spüren ist. Diese Augenblicke strahlen etwas ganz Besonderes aus und lassen sich meistens sich reproduzieren. Sie sind flüchtig und kommen nicht wieder.
Als Fotograf verbringt man viele Stunden als Teil einer Hochzeitsgesellschaft. Ich versuche, ruhig zu arbeiten und keine Hektik zu verbreiten. Ich möchte mich in die Gesellschaft einfügen, die Gäste kennenlernen, gleichzeitig nicht aufdringlich sein, aber doch präsent. Hochzeitstage können lang sein. Es werden viele Bilder geschossen. Das anschliessende Sortieren der Bilder und deren Nachbearbeitung zu Hause nimmt ebenfalls viel Zeit in Anspruch. Am späteren Abend bin ich müde. Trotz allem überwiegt die Freude und ich bin glücklich, wenn gute Fotos entstanden sind und das Brautpaar zufrieden ist.